Mit großen Schritten kommt das Osterfest auf uns zu und auch dieses Jahr heißt es Tanzverbot. Es klingt seltsam, vor allem in diesen modernen Zeiten, doch es ist immer noch völlig ernst gemeint. Doch um was geht es genau dabei?
Wikipedia sagt uns dazu folgendes:
<<Bestimmte Tage oder Zeitabschnitte mit Tanzverboten hat es in vielen Kulturen gegeben.
Teilweise galten bestimmte Tänze oder enthemmtes Tanzen im Allgemeinen als unsittlich oder schädlich und wurden z. T. behördlich verboten. Zahlreiche Tänze brachen bis in die Neuzeit hinein immer wieder öffentliche Tabus und erregten somit den Anstoß des gesellschaftlichen Sittlichkeitsempfindens. Wichtige Beispiele sind der Wiener Walzer, der Tango oder noch in den 1950er Jahren der Rock ’n’ Roll.
Das Verbot des Tanzens bezog sich aber auch auf bestimmte Zeitabschnitte, im christlichen Kulturkreis besonders auf den Freitag und in der Folge des Pietismus auf den Sonntag sowie auf die Karwoche.
Dieses letztere Verbot gewann für Karfreitag und regional auch für Gründonnerstag Gesetzeskraft.
Heute ist das Tanzverbot in Deutschland ein ländergeregeltes Verbot von öffentlichen Tanzveranstaltungen an bestimmten hohen christlichen (z. B. Karfreitag, Totensonntag) und staatlichen Feiertagen (z. B. Volkstrauertag), den sogenannten Stillen Tagen.
Das Verbot wird aus dem Grundgesetz hergeleitet, das den Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage als „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ (Art. 140 GG i. V. m. Art. 139 WRV) unter besonderen gesetzlichen Schutz stellt.
Das „Tanzverbot“ an christlichen Feiertagen betrifft entgegen der Bezeichnung in der Regel nicht nur Tanz-, sondern auch andere öffentliche Veranstaltungen wie beispielsweise Sportveranstaltungen, da auch diese über den „Schank- und Speisebetrieb hinausgehen“ und damit nach dem Gesetzeswortlaut verboten sind. Zudem gibt es einige Sonderregelungen: So gilt beispielsweise in Bayern am Karfreitag über das allgemeine Tanzverbot hinaus ein generelles Verbot von musikalischen Darbietungen jeglicher Art in Räumen mit Schankbetrieb.>>
Soweit zu den Fakten. Um es noch einmal zu betonen, es steht so im Gesetz. Auch wenn es vom geschichtlichem Standpunkt mit Hinsicht auf die damalige Zeit irgendwo noch nachzuvollziehen ist, so mutet es im Jahr 2011 dieses Gesetz doch leicht reliquienhaft an. Das Problem dabei ist, wenn es im Gesetz steht kann belangt werden, wenn man sich nicht daran hält. So kam es in den letzten Jahren immer wieder dazu, dass nach Kontrollen in Clubs am Karfreitag die Läden für diesen Abend geschlossen wurden. Um dies zu verhindern bedarf es mehr oder weniger einer ganz simplen Sache.. nämlich nicht tanzen.
Im Klartext, man darf im Club sein, man darf dort stehen, was trinken oder miteinander reden, mit dem Kopf nicken, ja aber eben nicht tanzen. Solange nicht getanzt wird, wird weder das Ordnungsamt noch die Polizei etwas sagen. In den vergangenen Jahren wurde dies in dem einen oder anderen Club auch so praktiziert. Jedenfalls offiziell.
Dennoch ist es schon vorgekommen, dass Clubs an besagtem Abend einfach dicht gemacht worden sind. Das Seltsame dabei ist aber, warum die Ordnungskräfte die Clubs belangen und nicht etwa die Tänzer und Tänzerinnen? Letztendlich hat der Club ja nicht die Ordnungswidrigkeit begangen, sondern der Gast. Warum ist die Polizei nicht mit einer Hundertschaft vor Ort und bringt gleich noch 50 Busse mit, um alle Tänzer in Gewahrsam zu nehmen? Es kann der Club doch nichts dafür, wenn seine Gäste sich nicht an Gesetze halten. Es ist ja nicht so, dass man bei der Türkontrolle das Tanzen einfach entdecken könnte, so wie etwa Waffen.
Der Club ist also gezwungen darauf zu vertrauen, dass seine Gäste das Tanzen zuhause lassen. Dennoch wird er für das Verhalten seiner Gäste verantwortlich gemacht und dies vielleicht sogar, obwohl er ausreichend Hinweise in Form von Schildern auf das Tanzverbot erteilt hat. Was wäre außerdem, wenn man aus einem freudigen Grund heraus an einem dieser Tage einfach so für sich auf der Straße tanzt? Hält dann das nächste SWAT-Team, stürzt sich auf einen, knebelt, fesselt und führt einen letztendlich ab? Beim ersten Mal gibt’s dann eine Vorstrafe und als Wiederholungstäter geht es in den Knast?
Warum wird an diesen Feiertagen denn nicht das Fernsehprogramm verboten? Trägt dieses doch zumeist wesentlich mehr zum sittlichen Verfall bei als eine Tanzveranstaltung. Wer nimmt RTL, Sat 1 und ProSieben in die Pflicht, wenn sie eine ganze Nation mit ihrem Feiertagsprogramm verblöden und mit noch mehr zusätzlicher Werbung voll dröhnen als eh schon? Wo sind da die Gesetzeshüter, die zum Wohle des Volkes agieren sollten?
Überhaupt. Wenn so ein Feiertag zur sogennanten Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gut ist, warum bleibt es einem Bürger dieses Landes nicht selber überlassen, wie er diese Art von Arbeitsruhe und seelischer Erhebung begeht? Ist doch der Zeitvertreib mit Tanzen ebenso gut für Leib und Seele. Irgendwie könnte man sogar soweit gehen, dass man sich dadurch in seiner Meinungfreiheit beschnitten fühlen könnte. Ist doch der Tanz auch ein Art des Ausdrucks und der Freude sowie der eigenen Meinung.
Und in diesen Zeiten, wo man sich immer wieder gerne "multikulturell" ganz groß auf die Fahne schreibt, könnte man es auch als Diskriminierung anderen Religionen gegenüber betrachten, wenn man Nichtchristen dieses Verbot auferzwingt. Ich selber bin keinem Glauben angehörig und fühle mich somit ebenfalls irgendwie diskiminiert. Ihr seht, welche Ironie in dieser ganzen Angelegenheit steckt. In modernen Zeiten wird dem modernen Volk vorgeschrieben, wie es einen Feiertag zu leben hat und dies mit Gesetzen, die veralteten Ansichten zu Grunde liegen.
Es ist also kein Wunder, dass dieses antiquierte Gesetz eigentlich von niemandem so wirklich ernst genommen werden möchte. Dennoch finden leider immer wieder Kontrollen statt . Der tiefere Sinn bleibt dabei allerdings irgendwie auf der Strecke. So wirklich dürfte, vor allem für jüngere Generationen, der Sinn dieser Maßnahme nicht erkennbar sein. Auch viele Ältere halten dieses völlig absurdum geführte Überbleibsel, aus Zeiten in denen viele Dinge verkannt wurden, für längst überfällig abgeschafft zu werden.
Wenn ihr also an einem der betreffenden Tage in einen Club geht und dort Schilder vorfindet auf denen steht "Tanzverbot", nicht wundern. Wenn dann am Abend auf einmal mittendrin die Musik ausgeht oder auf einmal ein Stück gespielt wird, welches untanzbar ist oder per Ansage der Hinweis auf das Tanzverbot gemacht wird, dann wisst ihr warum. Denn dann sind eventuell Obrigkeiten zu Besuch da und möchten Euch „nicht tanzen“ sehen.
Ihr seht also, dass dieses Thema doch schon recht irreführend ist. Ich habe bestimmte Stellen absichtlich arg überzogen, doch leider bleibt die Essenz erhalten. Klingt komisch, ist aber so... Am Ende machen wir die Türen einfach zu und sagen „geschlossene Gesellschaft“. Punkt aus Ende, denn zu Haus bleiben ist für uns keine Option. In diesem Sinne schon mal "Frohe Ostern".
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Auf Grund eines zu hohen Spamaufkommens in den Kommentaren, wird jeder Kommentar vom Admin geprüft und freigegeben. Wir denken dies ist auch in Euerem Interesse, da Ihr sicher auch keinen Bock auf Werbung für gefälschte Gucci-Taschen, Potenzmitteln und anderen Dünnschiss habt.
Eure ToFa
FairyAnn |
12.04.2011 - 15:46:06 |
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Melanie Saecker |
13.04.2011 - 16:52:20 |
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Melanie Saecker |
13.04.2011 - 16:53:20 |
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Melanie Saecker |
13.04.2011 - 16:53:53 |
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