Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Internets als Quelle von Informationen wurde im Jahr 2002 zur Überprüfung des Internets bezüglich Informationen zu Drogen das Projekt »Psychonaut« initialisiert. Ziel des Projektes, das von der EU-Kommission finanziert wird, ist die wissenschaftliche Überwachung von im Internet verfügbaren Informationen zu Drogen, wobei den Foren besondere Aufmerksamkeit zu widmen sei. Erste Ergebnisse sind in der Zwischenzeit publiziert worden.
Das EU-Projekt Psychonaut
Das Projekt »Psychonaut« dient der Überprüfung von Internetinhalten. Heutzutage existieren Tausende von Webseiten, die dem Konsum psychotroper Substanzen gewidmet sind, aber an einer wissenschaftlichen Überwachung und fachlichen Überprüfung der auf diesen Seiten dargebotenen Informationen mangelt es bedauerlicherweise noch. Jetzt wird eine eingehendere Untersuchung im Rahmen eines von der Europäischen Union finanzierten und im Oktober 2002 ins Leben gerufenen Projektes vorgenommen. Neun Mitgliedstaaten der EU beteiligen sich an diesem Projekt, das den Namen »Psychonaut« trägt.
URL: http://www.psychonaut2002.org respektive http://www.p2002.sgul.ac.uk
Die Hauptziele des Projekts bestehen darin,
* die Inhalte von Websites, die sich auf verschiedene psychoaktive Substanzen beziehen, zu erfassen und zu analysieren (die Inhalte umfassen Informationen zu Konsum, Herstellung, Synthese, Verkauf und Erwerb dieser Substanzen);
* anhand der auf dem »virtuellen Markt« des Internets gesammelten Daten frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Bedrohung von Drogen (insbesondere von neuen synthetischen Drogen) für die öffentliche Gesundheit auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene besser bewerten zu können;
* die drogenbezogenen Inhalte von Webseiten wissenschaftlich zu beurteilen und diese Evaluationen an Experten aus den teilnehmenden (und nicht teilnehmenden) Ländern weiterzuleiten.
Auf vielen der Tausenden von untersuchten Websites wird nach Ansicht der sogenannten »Experten« der Drogenkonsum auf die eine oder andere Art befürwortet. Besucher dieser Websites könnten – so die »Experten« – zum Beispiel Ratschläge zur Verbesserung der Drogenerfahrung finden oder über E-Commerce und der einfachen Angabe einer gültigen Kreditkartennummer viele verschiedene Substanzen, wie z.B. Cannabissamen, verschreibungspflichtige Medikamente, leistungssteigernde Hormone, Ecstasy und Opioide erhalten.
Auch detaillierte »Rezepte« für die Synthese illegaler Produkte, wie z.B. Ecstasy (MDMA) oder flüssiges Ecstasy (GHB), seien online zu finden. Darüber hinaus diene das Internet als Medium für die Verbreitung von Informationen über eine neue Klasse von Drogen – die so genannten »Öko-Drogen« –, wobei es sich um Kräuter- und Pflanzenderivate handle wie Aztekensalbei (Salvia divinorum), Besenginster (Cytisus scoparius), Blaue Lotusblume (Nymphaea caerulea), Boletus manicus Heim (ein Röhrlingpilz), Brunfelsie (Brunfelsia pauciflora), Cebil (Anadenanthera colubrina), Chacruna (Psychotria viridis), Chagropanga-Liane (Diplopterys cabrerana), Damiana (Turnera diffusa), Galgant (Alpinia galanga), Hawaiianische Holzrose (Argyreia nervosa, Hawaiian Baby Woodrose), Helmkraut (Scutellaria lateriflora), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Hoodia (Hoodia Gordonii), Kolanuß (Cola), Kratom (Mitragyna speciosa), Marihuanilla (Leonurus sibiricus), Nootka Lupine (Lupinus nootkatensis), Peruanischer Stangenkaktus (Trichocereus peruvianus), Peyote (Lophophora Williamsii), Präriemimose (Desmanthus illinoensis), Rauschminze (Lagochilus inebrians), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Rose von Jericho (Selaginella lepidophylla), Sandmalve (Sida cordifolia), San-Pedro-Kaktus (Echinopsis pachanoi, Trichocereus pachanoi), Sinicuichi (Heimia salicifolia), Steppenraute (Peganum harmala), Traumkraut (Calea zacatechichi), Wild Dagga (Leonotis Leonurus, Löwenohr), Winterestragon (Tagetes lucida, Yauhtli Tagetes lucida) und Yopo (Anadenanthera peregrina, Mimosa peregrina).
Angesichts der ausgezeichneten Computerkenntnisse von Kindern und Jugendlichen heutzutage stelle die Untersuchung von Webseiten auf drogenbezogene Inhalte einen wichtigen ersten Schritt für die Risikobewertung und die Entwicklung geeigneter Maßnahmen dar. »Psychonaut« sei das erste Projekt, mit dem europäische und internationale Websites analysiert werden, auf denen für den Konsum psychoaktiver Substanzen geworben wird. Die Erfassung der nationalen Webseiten werde auch im Rahmen des Projekts durch die Zusammenarbeit der teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten in verschiedenen europäischen Sprachen vorgenommen. Somit sei es möglich, Fachkräfte mit wissenschaftlich überprüften und aktualisierten Informationen in ihrer Muttersprache zu versorgen und neue Tendenzen des Drogenkonsums auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene zu ermitteln.