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Wir sind umgezogen..


Marc DePulse (Ostwind | Leipzig)
Interviews | 10.04.2012 - 12:25:39
Lessons in Dub
Seite 1: Marc DePulse (Ostwind | Leipzig)

Der Leipziger Marcel Sterling, besser bekannt als Marc DePulse, hat zwei Sachen mit mir gemeinsam. Erstens kommt er aus meiner ehemaligen Geburtsstadt Leipzig und zweitens gehört er wie ich zu den Leuten, die in dem was sie tun voll aufgehen und ihr ganzen Herzblut reinstecken. So ist es nicht verwunderlich, dass der sympathische Ossi mit dem Beat im Blut auf bereits über 100 Releases zurückblicken kann. Mit eigenen Label „Pimprinella“und viel Support von anderen Künstlern stehen die Weichen gut für alles was noch kommt. Aktuell kommt vor allem erst einmal sein neues Album “Lessons in Dub” auf Ostwind Records. Um dies zu promoten tourt er nun durch die ganze Republik und bietet für uns genug Anlass Marcel mal im Interview auf den Zahn zu fühlen.

Grille: Schön Marcel, dass Du Dir die Zeit für unsere User nimmst. Ich kann mir vorstellen, dass gerade jetzt wo das neue Album am Start ist der Termin Kalender recht voll sein dürfte.

Marcel: Hallo Grille. Gut, ich finde: Musik muss IMMER Spaß machen und darf nie anstrengend werden. Daher rede ich ungern von einem vollen Kalender, das klingt immer so gestresst. Richtig ist, dass ich gerne auf Reisen bin & gerne in verschiedenen Städten meinen Sound präsentiere. Dank des Albums sind jetzt natürlich viele neue Dates dazu gekommen, ich spiele auch über den Sommer hinaus viel im Inland und Ausland, aber das werden alles ganz tolle Erfahrungen und na ja klar, auch ein bissl Urlaub hinten dran. Wir haben zum Beispiel eine 2-wöchige Tour in Frankreich und Spanien für Juni geplant. Da sind wir mit 10 meiner besten Freunde und natürlich meiner Freundin unterwegs. Wir starten in Nizza und enden in Barcelona. Solche Trips sind immer riesig und um so mehr Leute es sind, um so lustiger wird es auch! :-)

Grille: Das klingt wirklich toll. Ich denke jeder Künstler kann über solch Erfahrungen nur dankbar sein. Es gibt wohl nichts Spannenderes als Neuland zu betreten. Bevor wir aber zu deinem Album kommen würde ich gerne erst einmal ein paar Dinge aus der alten Heimat erfahren. Ich selber habe ja die Technokultur von den Anfängen an hier in Frankfurt sehr intensiv mitbekommen. Dennoch habe ich mich oft gefragt, wie sich wohl in meiner alten Heimat alles entwickelte. Kannst Du uns zur Entwicklung bei Euch im “Osten” bis heute was erzählen? Denn aktiv als Künstler bist Du ja schon seit 13 Jahren und ich gehe davon aus, dass es davor auch noch ein paar Jahre als normaler Clubber und Raver gab. Wie war das bei Dir in Leipzig so?

Marcel: Oh, über meine konservative Antwort wirst du wahrscheinlich enttäuscht sein. Ich war nie der Clubber und Raver, in meiner Jugendzeit habe ich mich in ein paar Diskotheken mit den Kumpels rum getrieben. Der richtige Clubgedanke wuchs bei mir erst so mit dem 25. Lebensjahr, aber da war ich auch schon viel als DJ auf Reisen. Auch heute ist es immer noch so, dass ich Clubs eher von “hinter-dem-Pult” aus kenne, so gut wie nie anders herum. Ich habe Ende der Neunziger mit dem Produzieren angefangen und erst viel später realisiert, dass DJs weit über unsere Grenzen hinaus diese Musik auch tatsächlich in Nachtclubs spielen, für mich war das damals eine ganz andere Welt. Heute möchte ich das nicht mehr missen, ich liebe die Clubatmosphäre und es ist einfach riesig, wenn man die Crowd anpacken kann und mit ihr durch die Nacht feiert. Damals unvorstellbar, heute mein Job :-)

Über Leipzig kann ich trotzdem zwei, drei Worte verlieren. Neben der Distillery haben sich hier mittlerweile viele gute Clubs etablieren können. Ich denke da nur an das SWEAT!, die Alte Damenhandschuhfabrik und die Villa Hasenholz. In letzteren beiden hatte ich in den vergangenen Wochen 2 Events, die erstens gut besucht waren und zweitens mir gezeigt haben, dass sich Leipzig in “unserer” Musik so langsam wohlfühlt. Das war hier lange nicht der Fall, um so glücklicher bin ich, jetzt auch mal wieder etwas öfter in den heimischen Gefilden zu spielen!

Grille: Würdest Du behaupten, dass der Sound aus dem Osten anders ist? Alles was ich bisher mitbekommen hatte war, dass der Osten vor allem sehr hart sei. Das trifft ja nun auf Dich und Deine Musik gar nicht zu. Regional bedingt erkannte man in den letzten Jahren ja schon Unterschiede. So wird dem Norden der eher goa-mäßige Sound nachgesagt, Berlin hat bei uns den Bar25-Stempel und im Ruhrpott sind Raver keine Seltenheit, ganz im Gegenteil als bei uns in Hessen. Wie siehst Du das und wo steht Leipzig da als Beispiel?

Marcel: Ja, es stimmt schon. Der Osten steht für harte Beats, leider. Ich erlebe es immer wieder, wenn ich hier spiele dass sich die Leute “mehr Hacke” wünschen. “Ey DJ, spiel mal richtig vorwärts!!!”. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mit meinem Sound eigentlich so selten in heimischen Gefilden spiele. Aber wie schon gesagt, ich beobachte eine positive Entwicklung hierzulande, das gefällt mir sehr und darauf bauen wir auf. Ab Sommer dann auch mit einer eigenen Veranstaltungsreihe in Leipzig. “PULSESCHLAG”. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Grille: Wenn Du so zurückblickst und über Deinen Werdegang nachdenkst, denkst Du, dass man es heute als Künstler einfacher oder eher schwerer hat sich und seine Musik an das Publikum zu bekommen? Wo siehst Du die Vor- und Nachteile im Jahr 2012? Ich frag das natürlich auch in Hinblick auch Deine Erfahrungen mit über 100 Releases und deinen aktuellen Album.

Marcel: Einfacher und schwerer zugleich. Es ist anno 2012 sehr leicht, Musik zu Hause am Rechner zu produzieren. Dafür ist die Software heute auf einem hohen Entwicklungsstand und wenn man dazu noch 2-3 Samplebänke hat, macht man in null Komma nichts einen tollen Loopsound, der auch noch knackig klingt. Wenn ich da an meine Anfänge zurückdenke, das war alles knallharte Handarbeit - zu Zeiten, wo von Windows noch keiner gesprochen hat. Der Impulse Tracker war damals mein Baby, jeden Ton hast du per Tastatur eingegeben. Eine Wahnsinnsarbeit. Heute nennt sich gleich jeder Produzent, der mit ein paar geklauten Samples versucht einen Groove zu basteln. Leider ist alles sehr breit geworden, keiner erfindet das Fahrrad neu, viele Tracks kann man gar nicht voneinander unterscheiden. Daher finde ich es extrem wichtig, sich im Klangbild abzuheben und seine eigene Handschrift zu festigen.

Schwer hat man es heutzutage, weil der Markt übersättigt ist. Es gibt ständig neue Künstler und Labels. Selbst wenn du tagtäglich am Ball bleibst, verlierst du irgendwann den Überblick. Es ist halt super schwer, sich zu etablieren, wenn man nicht gleich mit 1 oder 2 Hits um die Ecke kommt. Ich denke man braucht dazu viel Geduld, Ehrgeiz und auch Glück. Die Konstanz macht aus dir einen guten Produzenten oder DJ. Und wenn man irgendwann den Nerv der Leute richtig trifft, entsteht dank Facebook, Soundcloud oder Youtube mal ganz schnell ein Hype um dich. Bestes Beispiel sind gerade “Alle Farben” oder “eins aus zwei”, die mit ihren Edits bei Youtube durch die Decke gehen.

Grille: Kommen wir jetzt über diese Produzierschiene zu deinem Album “Lessons in Dub”. Ich selber komme ja nur hin und wieder mal dazu mich hinzusetzen und einen Track zu machen. Wie stell ich mir das bei so einem Album vor? Sagst Du dir, jetzt setzt ich mich hin und leg los und bin die nächsten 3 Wochen von der Außenwelt verschwunden? Welche Geschichte steckt hinter dem Entstehungsprozess dazu?

Marcel: Es gibt ja immer viele Aussagen in Interviews wenn Produzenten meinen “ich schließe mich dafür im Studio ein”..... ich sage: um Himmels Willen!!! :-) Beim Album war es tatsächlich so, dass ich innerhalb von einer Woche 4 Tracks gebastelt hatte. Vom Sound Her habe ich die sofort irgendwie auf Ostwind gesehen, aber nach reichlicher Überlegung sind wir dann alle zu dem Entschluss gekommen, dass JETZT die richtige Zeit für ein Album gekommen ist. Dabei habe ich auf meine Freundin, meine engsten Freunde und natürlich mein Label gehört. Unterm Strich release ich seit 2007 Singles und Remixe auf Ostwind, das Album war somit der konsequent nächste Schritt. Aber ich bin gewissermaßen auch Perfektionist. Wenn ich mir dann diese 4 fertigen Tracks nehme und sie mit dem Hintergedanken höre “ihr kommt alle aufs Album”, dann waren sie plötzlich wieder unfertig. Lach.... Unterm Strich habe ich gut 4 Monate gebraucht, um 9 satte Tracks zu produzieren. Dafür sind jetzt auch beim zweiten Part richtige Schmankerl dabei. “Montag Moll” zum Beispiel, wofür es auch ein offizielles Musikvideo gibt oder “I am music” was ich mit der australischen Vocalistin debbizo zusammen gemacht habe.

Zeitlich wurde es letztlich ziemlich knapp, was aber einfach auch daran lag, dass ich mich noch um meine zwei Labels PIMPRINELLA und JEAHMON gekümmert habe. Und jeden Tag 10 Stunden produzieren - das kann und will ich nicht. Und es muss einfach auch einmal Tage geben, wo man nichts macht und faulenzt. Sonst geht ja auch irgendwann der Spaß an der Sache verloren! :-)

Grille: Ja, ich kann das nachvollziehen. Bei mir hört die Muse auch auf mich zu küssen, wenn ich zu viel am Stück mache. Dann geht bei mir auch nichts mehr, weder das Schreiben, die Grafikbearbeitung, noch das Musik machen. Bei der Veröffentlichung zu deinen Album ist mir zu Ohren gekommen, dass Du auf eine sehr eigene Art und Weise auf verschiedenen Medien veröffentlichst. Gerade bei der Vinylausgabe finde ich dies sehr bemerkenswert. Denn wie oft hab ich mich geärgert ein Album komplett zu kaufen, wenn nur ein oder zwei Stücke drauf waren, die ich haben wollte. Doch am Besten klärst Du uns mal selber darüber auf.

Marcel: Ja, das ist auch der springende Punkt, denn es bringt dem Käufer und dem Label nix, wenn du für 20 EUR ein tolles Album anbietest, was dann aber aufgrund des hohen Preises doch nicht im Warenkorb landet. Unser Ziel war es, 3 Singles zu einem Album zu verbinden. Dafür haben wir Mitte letzten Jahres ein tolles Fotoshooting gemacht, woraus letztlich die Front und Backside-Cover erstellt wurden. Allein das ist natürlich ganz schön kostspielig und macht nur Sinn, wenn du eine Serie releast. Der erste Teil kam im Dezember letzten Jahres auf Vinyl und MP3 raus, der zweite Teil jetzt Anfang April und der Dritte im Juni. Zum zweiten Part veröffentlichen wir parallel meinen neuen Live-Act auf CD, den ich vor einigen Wochen LIVE im Club aufgenommen habe und zwar im legendären Spartacus Club in Aix-en-Provence (Frankreich). Der Abend war riesig, um so schöner ist der Gedanke daran, dass man das Set für die Nachwelt festhält.... :-) Und zu guter Letzt veröffentlichen wir zum dritten Teil (die Remixe) dann noch eine ungemixte CD mit allen Tracks vom Album.

Grille: Das ist doch mal eine durchdachte Sache. Da merkt man auch, dass es Dir alles sehr Herzen liegt. Du bist ja nun auch auf Album Tour und kommst auch zu uns nach Frankfurt in die Bar99. Wie war die Tour bisher gibt es schon irgendwelche lustige oder tollen Geschichten zu erzählen?

Marcel: Einen richtigen Cut gab es nicht, so dass man sagen könnte: heute startet die Tour, heute gibt es bahnbrechende Neuigkeiten. Wir erfinden dafür das Fahrrad ja nicht neu im Club, es geht immer noch darum die Massen zu bewegen, sie zum Feiern und Ausrasten zu bringen. Tatsächlich ist es aber so, dass ich innerhalb kürzester Zeit meinen Live-Act neu aufgestellt habe. Was beim ersten Mal gut 3 Monate gedauert hat, ging diesmal innerhalb von 2 Wochen über die Bühne. Was aber hauptsächlich an der Routine liegt, die beim Erstellen der einzelnen Parts benötigt ist. Der neue Live-Act ist quasi ein Album-Showcase auf 123 bpm groovigem Tech-House Sound, schön deep und shuffelnd. Damit habe ich im Februar in Bordeaux gestartet und generell sind diese Ausland-Gigs immer sehr aufregend, wenngleich der Reise wegen auch oft sehr anstrengend. Tolle Gigs hatte ich seit dem auch in Berlin, in Aix-en-Provence (Spartacus - RIESIG!!!) oder auch in Dresden. Es ist immer wieder schön und spannend, in welcher Stadt oder Land welcher Sound funktioniert. Man kann sich vorher immer überlegen, was man spielen könnte - aber es kommt jedes Mal anders.

Grille: Und wir sehen deine weiteren Pläne aus? Wo wird es Dich in der nächsten Zeit noch hin verschlagen mit der Tour?

Marcel: Ich bin ja einen Tag vor euch im New Basement in Wiesbaden, da wird immer exzessiv gefeiert. Was aber nicht heißen soll, dass die Batterien am nächsten Tag schon leer sind. Keineswegs! Dann sind wir erstmal warm! :-) Die Woche drauf geht es dann nach Montpellier (FR) und dann folgen Augsburg, Leipzig und 2x Berlin im Mai. Der Juni ist proppevoll mit - ich glaube - 13 Gigs. Das wird hart, aber ich will mal nicht jammern. Ich bin froh und stolz über jeden Gig, über jede Möglichkeit meinen Sound an die Leute zu bringen. Und was ist schöner als das Gefühl zu haben, dass man die Leute mitreißen konnte?!

Grille: Vielen Dank Marcel für diesen interessanten Einblick in Dein Schaffen. Ich hoffe Du hast auch weiterhin diesen Elan und Erfolg und wir freuen uns Dich am 14. April in der Bar99 begrüßen zu dürfen. Magst Du zum Schluss unseren Usern noch etwas mit auf den Weg geben?

Marcel: Kommt zahlreich und vor allem: KOMMT FRÜH - es lohnt sich! Meine Jungs von JEAHMON spielen ein grandioses Warm-Up, so sehr konnten mich bislang nicht viele DJs begeistern, die vor mir gespielt haben. Nicht zuletzt spielen die Jungs viele neue Tracks, die wir gemeinsam im Studio produziert haben. Mit “JEAHMON!” starten wir im Mai ein neues Vinyllabel. Also: bis Samstag!!! :-)



 

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