Der Verdacht lag seit geraumer Zeit nahe, aber was die Fahnder der Ermittlungsgruppe Rauschgift gestern Vormittag in der Disco "Lagerhaus" an der Industriestraße vorfanden, übertraf ihre Erwartungen bei weitem: Von 195 Nachtschwärmern, die kurz nach acht Uhr gestern früh kontrolliert wurden, stand jeder Zweite unter Drogen oder hatte illegale Betäubungsmittel dabei.
"Es war klar, dass wir hier nicht auf die Hintermänner stoßen würden", erläuterte Polizeisprecher Martin Boll die Vorgehensweise seiner Kollegen, die den gestrigen Großeinsatz vor allem als Schlag gegen die Rauschgiftkonsumenten geplant hatten. Im Umfeld der Disco, die nach einer kurzen Pause in den Morgenstunden sonntags bereits um sechs Uhr früh wieder öffnet, waren in der Vergangenheit immer wieder Autofahrer aufgefallen, die unter Drogeneinfluss am Steuer saßen. Da die Umgebung sonst nicht als Rauschgiftumschlagplatz bekannt ist, kam für die Polizei nur das "Lagerhaus" als Zentrum des Geschehens in Frage.
Mit rund 200 Beamten stürmte die Polizei exakt um 8.10 Uhr das Etablissement und setzte sämtliche 195 Personen, die sich in der Disco aufhielten, fest. Über fünf Stunden lang bearbeiteten die Beamten ihre "Kundschaft", von der nur knapp die Hälfte nach den Kontrollen unbehelligt nach Hause gehen durfte. Neben den unter Drogeneinfluss stehenden Discogängern wurden 25 Verdächtige aktenkundig, weil sie illegale Betäubungsmittel dabei hatten. 46 Gramm Amphetamine, 26 Gramm Haschisch, 14 Gramm Marihuana, zwei Gramm Kokain und 15 Ecstasy-Tabletten wurden bei den Personen sichergestellt, 19 weitere Rauschgiftpäckchen, ebenfalls jeweils geringe Mengen, wurden am Fußboden aufgefunden - die Besitzer hatten sie beim Eintreffen der Polizei zu Boden geworfen.
Während der Razzia leistete ein 38-jähriger Mann Widerstand gegen die Polizei, ein 32-Jähriger führte illegale Waffen - Pfefferspray, Schlagstock und eine Schreckschusspistole - mit sich. Einen 24-Jährigen, der zur Festnahme ausgeschrieben war, verhaftete die Polizei an Ort und Stelle. Ungefähr jeder Zehnte der Nachtschwärmer konnte sich nicht ordnungsgemäß ausweisen, was aufwändige Identitätsfeststellungen nach sich zog. Um alle von der Razzia Betroffenen möglichst zügig zu kontrollieren und zu durchsuchen, hatte die Polizei eine so genannte "Bearbeitungsstraße" aus rund 40 Fahrzeugen vor der Diskothek errichtet.
Vor Ort dauerte die Razzia gut fünf Stunden, einige Tatverdächtige, die einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz entgegensehen, mussten den Nachmittag auf dem Polizeipräsidium verbringen.