Wer durchschnittlich sieben bis zehn Dollar mit Musik-CDs einnimmt, kann sich in der Welt des Internet-Tausches und -Portale glücklich schätzen. Wer aber glaubt, in Konkurrenz zu einer CD mit einem neuen Musik-Träger neue Kunden gewinnen zu können, irrt: Die Musikkäufer kümmern sich nicht mehr um Formate, sondern um Kompressionsalgorithmen, die schnelle und einfache Distribution im Netz - und auch gelegentlich um den Kauf einer CD.
Das wird auch der gerade von Samsung ins vorübergehende Übernahmekonzert eingereihte Speicherkarten-Anbieter Sandisk erfahren. Der Marktführer für Flashkarten hat gerade angekündigt, mit der Mini-SD-Disk namens "slotMusic" und der Unterstützung der vier Musikbranchenriesen EMI Music, Sony BMG, Universal und Warner komplette Musikalben verkaufen zu wollen. Die beiden US-Retail-Riesen Best Buy und Wal-Mart sind auch an Bord, wer aber naheliegenderweise fehlt, sind Amazon und Apple.
Sandik setzt bei seinem Musik-Angebot im Briefmarkengröße darauf, dass die meisten MP3-Spieler und Handys eine USB Schnittstelle haben; zudem mit einer Schnittstelle ("Slots") für Speicherkarten ausgerüstet sind. In diese soll der amerikanische Konsument pünktlich zum Weihnachtsgeschäft die "slotMusic" zum Preis von zwischen sieben und zehn Dollar stecken und die gekaufte Musik DRM-frei (Digital Rights Management) und mit bis zu bis zu 320 KB/s Datenrate spielen. Europa soll im nächsten Jahr folgen. Mehr wollte Sandisk im Moment nicht sagen, wie es auf Anfrage gegenüber ChannelPartner erklärte.
Die ein Gigabyte Speicher fassende Flash-Karte, die zusammen mit einem USB-Adapter (USB 2.0) verkauft werden soll, stellt nach Angaben von Sandisk eine Alternative zu den gängigen CDs dar. Warum? Weil sie Verbrauchern ermögliche, "sofort und einfach Musik zu hören, ohne dabei von einem PC oder einem Internetzugang abhängig zu sein", erklärte das Unternehmen in seiner Pressemitteilung.
Womit Sandisk das eigentliche Problem der Musikindustrie völlig ignoriert.
Zum ersten: Nicht die CD als Medium wird von vielen in Frage gestellt, sondern die gängige Praxis, auf die CD neben zwei mit viel Geld hochgejubelten Hits weitere acht bis zehn maue bis definitiv fade Titel zu packen . Diese aber will kaum einer haben respektive hören. Stattdessen geht man auf einschlägige Musikportale, um sich dort die Titel, die man hören will, zu holen. Exakt dieses Geschäftsmodell hat Apple und iTunes groß gemacht; und den Niedergang der CD als weltweit weit verbreitesten Tonträger bewirkt.
Zum zweiten: Nicht die CD, sondern die gängige Praxis, Musiktitel mit Kopierschutz (DRM; Digital Rights Management) zu versehen, hat viele veranlasst, in Internet-Tauschbörsen nach DRM-freien Titeln zu suchen. Sind diese zudem in brauchbarer Qualität abrufbar, ist nur mehr wenig Mühe verlangt, um diese anstatt CDs zu kaufen, sich anzueignen.
Bei den großen vier der Musikindustrie - Sony/BMG, Warner Music, EMI und Universal - ist der CD-Absatz 2007 im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 20 Prozent gesunken.
Daraus folgt: In Wirklichkeit setzt Sandisk auf eine einzige Gewohnheit vieler Käufer: Sie sind träge, weshalb sie vorfabrizierte Formate wie die CD schätzen. Doch ob diese Trägheit die Rettung der Musikindustrie darstellt, ist wenig wahrscheinlich. Der Niedergang der CD hat dies augenscheinlich und konsequent in eine Richtung führend bewiesen.
Eine einzige Chance könnte Sandisk dennoch haben: Diese besteht darin, den freien Speicherplatz der "slotMusic" für allerhand Überraschungen und Zusätze zu nutzen. Dazu gehörte nicht nur, Cover, Texte, Videos und andere virtuelle Gadgets mitzuliefern, wie Sandisk ankündigte, sondern Software zur Verwaltung der Flashkarten auf Home-Servern beizupacken, ferner beispielsweise Links zu Internet-Radios, Musik-Foren und elektronischen Archiven - abrufbar von den Geräten, die der Nutzer gerade einsetzt.
Vielleicht wäre dann die "slotMusic"-Karte ein wenig weniger überflüssig.
Oder, um zwei Experten zu zitieren: Danielle Levitas, Analystin bei US-Marktforscher IDC, formulierte ihre Skepsis treffend so: "Die Distribution via Internet ist nicht für alle. Aber die Zielgruppe, die insbesondere physische Datenträger schätz, ist nicht die, die am meisten für Musik ausgibt. Ich verstehe, dass Sandisk den Versuch unternimmt, aber ich kann nicht erkennen, wie dieser Versuch in einem unwiderstehliches Geschäft münden soll."
Sony-Chef Howard Stringer fasste Ende August im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" die Chancen der CD so zusammen: "Der CD-Verkauf wird weiter zurückgehen. Wir beobachten einen grundsätzlichen Wandel. Im Grunde hat der iPod das Album vernichtet. Der iPod hat eine Single-Industrie geschaffen, mit der es Künstlern viel schwerer fällt, einen eigenen Musikkatalog zu erschaffen." (wl)
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Giuseppe |
02.10.2008 - 09:57:26 |
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03.10.2008 - 11:35:44 |
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